Pressemitteilung 22/2023
Das Fischsterben im Sommer 2022 in der Oder war insbesondere für die Erwerbs- und Angelfischer ein einschneidendes Ereignis, das bis heute nachwirkt. Während die Wissenschaft das komplexe Ursachengefüge hinter diesem Ereignis relativ schnell aufklären konnte, müssen nun weitere Maßnahmen ergriffen werden, damit sich eine solche Katastrophe nicht wiederholt.
Gemeinsam mit der Stadt Frankfurt (Oder), dem Landesanglerverband Brandenburg, dem Landesfischereiverband Brandenburg/Berlin und dem Forum Natur Brandenburg hat der Landkreis Märkisch-Oderland zu dieser Fachkonferenz eingeladen.
Die hochkarätig besetzte Fachkonferenz wirft sowohl einen Rückblick auf die Ursachen und Abläufe des Fischsterbens im August 2022, als auch einen Ausblick auf den aktuellen Zustand und die zukünftige Bewirtschaftung des Fischbestandes in der Oder.
Landrat Gernot Schmidt:
„Das Ökosystem und die Menschen beidseits der Oder wurden im letzten Jahr von einer Umweltkatastrophe heimgesucht, die in der Geschichte dieses Flusses einmalig war. Wir haben jetzt zur Oderkonferenz eingeladen, um Praktiker, Wissenschaftler und politische Entscheider aus Deutschland und Polen an einen Tisch zu holen und über die notwendigen Schutzmaßnahmen zu beraten.“
Oberbürgermeister René Wilke:
„Im Sommer 2022 kam es mit dem massiven Sterben der Fischbestände in der Oder zu einer unvorhergesehenen Katastrophe. Sollte sich das in diesem Jahr wiederholen, dann wären die Verantwortlichen sehenden Auges hineingelaufen. Dazu darf es nicht kommen! Seit Monaten warnen die Oder-Städte, die Landkreise und die Zivilgesellschaft davor. Ich begrüße sehr, dass nun, wenn auch spät, auf den zuständigen Ebenen konkrete Maßnahmen ergriffen werden sollen. Die Fachkonferenz „Quo vadis Oder“ ist ein weiterer wichtiger Beitrag dazu.“
Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke:
„Die Oder ist die Lebensader der Region und mit seinen Auen ein höchst wertvoller Naturraum. Sie ist die Existenzgrundlage für viele Menschen. Eine Katastrophe wie das dramatische Fischsterben darf sich nicht wiederholen. Die schockierenden Ereignisse im vergangenen Sommer sind Mahnung und Auftrag zugleich: Die Ursachen müssen klar benannt und Konsequenzen gezogen werden. Gemeinsam müssen wir alles Machbare dafür tun, den wertvollen Lebensraum Oder zu schützen und zu erhalten."
Staatssekretärin des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz, Anja Boudon:
„Brandenburg ist Teil des fast 5 Millionen Euro umfassenden und Anfang 2022 gestarteten Odermonitorings in Deutschland und hat Verbesserungen am Landes-Messprogramm eingeleitet. Zusammen mit Mecklenburg-Vorpommern und dem Bund wollen wir, dass ein Präventivmonitoring möglichst schon in den Ober- und Zuläufen der Oder in Polen eingerichtet wird. Außerdem wurden auf unsere Initiative hin der internationale Warn- und Alarmplan für die Oder angepasst und von der Umweltministerkonferenz beschlossen, dass Einleitungen in den Fluss in Niedrigwasserphasen im Bundes- und EU-Rechtlichen neu geregelt werden sollen. Für unsere betroffenen Fischereibetriebe haben wir schnell eine Unterstützung auf den Weg gebracht. Für die sehr gute Zusammenarbeit mit den polnischen Wojewodschaften Westpommern, Lubuskie und Großpolen und den betroffenen Brandenburger Landkreisen danke ich ausdrücklich!“
Dr. Uwe Braemick, Direktor des Instituts für Binnenfischerei Potsdam:
„Der stark dezimierte Fischbestand und das durch die Geschehnisse des vergangenen Sommers geprägte Negativ-Image der Oder beeinträchtigen die Situation und Perspektiven der Erwerbs- und Freizeitfischerei enorm. Naturnahe, vielfältige Lebens- und Rückzugsräume für Fische und andere aquatische Organismen befördern die Bestandserholung und können bei zukünftigen Belastungen als Puffer wirken. Dieses Potenzial muss an der Oder gestärkt werden, für Fische, viele andere Lebewesen, aber auch für die Menschen am Fluss.“
Dr. Christian Wolter, Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei Berlin:
„Nach dem Fisch- und Muschelsterben im August 2022 wurden wesentliche Komponenten des Nahrungsnetzes stark reduziert. Besonders der Rückgang der Muscheln schwächt die Selbstreinigungskraft des Flusses und macht die Oder anfälliger gegen neue Algenblüten. Vor diesem Hintergrund und im Hinblick auf die dringend erforderliche Stärkung des Widerstandsvermögens unserer Gewässer gegen die Folgen des Klimawandels ist eine Neubewertung der Umwelt- und Klimafolgen des Oderausbaus unumgänglich.“
Seelow, 26.05.2023